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Degustation - Taiwan-Oolong aus verschiedenen Varietäten

Passend und ergänzend zum 3. Paket des Cha Ma Gu Dao haben wir am Freitag, 17. März 2017 mittels einer Degustation einen Einblick in die Vielfalt der taiwanesischen Teepflanzenvarietäten zu ermöglichen versucht.
Die allermeisten Teepflanzen auf der Insel Taiwan gehören zu den Oolong-Varietäten, eine Untergruppe der Teepflanze Camellia sinensis var. sinensis. In China werden sie nicht als eigene Gruppe kategorisiert, sondern unter die mittelblättrigen Zhong Ye Zhong subsumiert. Die kleinblättrigen Xiao Ye Zhong (ebenfalls var. sinensis) und die grossblättrigen Da Ye Zhong oder Assam-Pflanzen (Camellia sinensis var. assamica) kommen selten bis nie vor, meines Wissens nur in Yuchi am Sonne-Mond-See, doch dazu mehr im Herbst.

Grob gesagt können die taiwanesischen Varietäten in drei Gruppen unterteilt werden:

  • ca. 1850-1950 aus Festlandchina importierte Varietäten
  • unter japanischer Kolonialherrschaft begonnene und danach in Taiwan eigenständig weiterentwickelte neue Kreuzungen/Züchtungen
  • in neuerer Zeit aus Festlandchina halblegal nach Taiwan gebrachte, alte chinesische Varietäten


Aufgrund schlechter Quellenlage ist es nicht möglich, von jeder Teepflanzenvarietät die genaue Herkunft und Abstammung detailliert zu bestimmen, ebensowenig wann welche Varietät wo eingeführt wurde - dies gilt nicht nur für Taiwan, sondern generell. Unter "Über Tee" findet sich ein Text zur geschichtlichen Entwicklung der Teepflanzenvarietäten sowie (dortselbst unten verlinkt) tabellarisch aufgelistet die Informationen zu einzelnen Sorten. Diese sind auch über die Shopartikel der Tees über den Button "Mehr zur Teepflanzenvarietät" abrufbar.

Degustiert haben wir die Tees mittels einer Löffeldegustation: pro Tisch stand ein Tablett mit sechs Porzellanschalen und ebensovielen Porzellanlöffeln, in jede Schale hatte ich 2g Tee abgewogen. Wir haben jeden Tee einzeln aufgegossen und am zuvor in den Tee getauchten Löffel die Aromen errochen. Zum Trinken hat dann jede/r schluckweise Tee in ihr/sein Tässchen gelöffelt. Die Teeblätter blieben in den Tassen liegen, so dass wir sie immer wieder aufgiessen und die Tees auch hin-und her-degustiert werden konnten.

Zur Begrüssung haben wir vor der eigentlichen Degustation im Gongfucha (kleine Yixing-Tonkanne, ca. 1dl, 6g Tee, 90grädiges Wasser) Fo Shou Buddhas Hand getrunken. Ein in traditioneller Art verarbeiteter Tee, nicht zum Kugelblatt geformt. Die Pflanze stammt aus Yongchun (Fujian) und trägt den Namen einer Zitrusfrucht; sie wird auch in Wuyishan (Fujian) und an diversen Orten in Taiwan angebaut. Wann sie nach Taiwan kam, ist mir nicht bekannt. Sie hat extrem grosse Blätter und ist schwierig zu verarbeiten, daher ist sie eher selten.

Die ersten beiden Tees im Löffeldegu sind Tees aus vor langer Zeit nach Taiwan importieren Varietäten:
1. Dong Ding Wu Yi, ein Tee vom Berg Dong Ding aus der Teepflanzenvarietät Wu Yi Zhong. Diese stammt ursprünglich aus Wuyishan (daher der Name) und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Taiwan gebracht und dort vor allem in Mingjian angebaut, wo sie die meistverwendete Varietät war. Im Paket ist Ming Jian Wu Yi dabei.
2. Mu Zha Tie Guan Yin, der klassische taiwanesische Tie Guan Yin, der so ganz anders daherkommt, als die modernen grünen chinesischen. Doch auch auf Taiwan werden grüne (und falsche!) Tie Guan Yin produziert, und auch in China werden die traditionellen Tieguanyin-Verarbeitungen wiederentdeckt. Die Teepflanze stammt aus Anxi (Fujian) und wurde 1919 nach Taiwan gebracht. Es wurde versucht, sie in Mingjian anzubauen, was aber nicht geklappt hat. Im Paket ist Mu Zha Huang Jin Gui, ein Tee aus der Varietät Huang Dan, die ebenfalls aus Anxi stammt.

Die mittlere zwei Tees wurden aus neueren Varietäten produziert:
3. A Li Shan Jin Xuan, ein High Mountain Tea vom Ali-Berg. Jin Xuan oder Tai Cha 12 Hao wurde zusammen mit Cui Yu Jade Ooong (Tai Cha 13 Hao) in den 80er Jahren eingeführt, sie gelten als erste "taiwanesische" Teepflanzen. Es sind weiterentwickelte Kreuzungen, die einfacher zu handhaben sind und mehr Ertrag geben.
4. Si Ji Chun ist eine natürlich entstandene Varietät, die in Muzha aus einem befruchteten Samen in einem Tieguanyin-Garten gewachsen ist und sich als anders herausgestellt hat. Sie wurde asexuell vermehrt und wird vielerorts angebaut, hat in Mingjian die Varietät Wu Yi Zhong verdrängt.
Im Paket ist kein Tee aus einer neueren Varietät, sondern Li Shan Cui Feng, ein High Mountain Tea aus der klassischen, alten Taiwan-Varietät Qing Xin Wu Long.

Die letzten beiden Tees sind aus dem Teegarten des Bruders von Teemeister Chen und wurden aus von ihm aus China mitgenommenen Varietäten produziert.
5. Ming Jian Rou Gui, verarbeitet als taiwanesischer Kugelblatt-Oolong, die Varietät ist aus Wuyishan (Fujian) und wird dort zu holzkohlegeröstetem Yan Cha / Rock Tea verarbeitet. Der degustierte Tee ist vom Frühling 2014, der Tee desselben Namens im Paket ist vom Frühling 2016.
6. Ming Jian Dan Cong, ein taiwanesische Interpretation von Feng Huang Dan Cong / Phoenix Single Bush aus der Varietät Shui Xian Bai Ye, ursprünglich aus Fenghuang (Guangdong). Nicht als Kugelblatt, aber auch nicht wie Feng Huang Dan Cong verarbeitet. Im Paket ist der als Kugelblatt verarbeitete Ming Jian Ba Xian. Auch dessem Varietät Shui Xian Ba Xian wurde aus Fenghuang geholt.

Links zu den Tees (Informationen im Onlineshop, inkl. Link zu den Teepflanzenvarietäten)

Fo Shou Buddhas Hand 佛手

Dong Ding Wu Yi 冻顶武夷
Mu Zha Tie Guan Yin 木栅铁观音
A Li Shan Jin Xuan 阿里山金萱
Si Ji Chun 四季春
Ming Jian Rou Gui 名间肉桂
Ming Jian Dan Cong 名间单丛

Links zu Blogeinträgen (Bilder zu Anbaugebiet, Verarbeitung, Degustation und Einkauf)

Information Frische und Neue Kugelblatt-Oolong aus Taiwan
Reisebericht: Mingjian, 23. April 2016
Reisebericht: Pinglin und Muzha, 22. April 2016

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