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Reisebericht: Beijing, 16.-19. April 2016

Zhu Ye Qing aufgegossen im GlaskrüegliAm 16. April morgens um 8 Uhr bin ich mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Shanghai Hongqiao abgefahren, nach gut 5 Stunden bin ich schon in Chinas Hauptstadt angekommen. Vom Südbahnhof bin ich sofort mit der U-Bahn zum Fulite-Teemarkt gefahren. Dort hatte ich 2005, als ich Chinesisch lernte, Tee und Teegeschirr für meinen Eigengebrauch gekauft und dort Kontakt geknüpft zu einem Teeladen. Das geschäftsführende Ehepaar (You Fenghua und Fu Miaorong) macht ungefähr dasselbe wie wir, das heisst er reist zur Erntezeit in China herum, zum Tee einkaufen, sie haben viele lokale Kontakte in Teegebieten und verkaufen den Tee in je einem Laden in den Teemärkten Fulite und Maliandao; mittlerweile habe sie auch zwei Kinder und wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis. Über sie kaufen wir immer wieder verschiedenste Tees ein, dazu können wir über sie diverses Teegeschirr bestellen. Auch hierhin habe ich einige Muster senden lassen, ebenso die in Guangzhou gekauften Heicha, die dann von diesem sicheren Kontakt aus in die Schweiz verschickt werden.

Als erstes haben wir Zhu Ye Qing und Meng Ding Gan Lu degustiert, die ich seit Jahren hier kaufe. Dieses Jahr hatte ich noch ein Muster Meng Ding Gan Lu von Lipings Kontakt in Sichuan dabei, der sich als etwas solider erwiesen hat. Wie ich befürchtet hatte, ist der Meng Ding Gan Lu von meinen Freunden hier sehr früh gepflückt worden, sehr klein und fein im Blatt, aber eher (zu) kräftig im Geschmack. Der Zhu Ye Qing hingegen ist sehr gut, aus eher grossen, soliden Knospen mit anliegendem Blatt (Du Ya).

Obwohl April ist, also eher spät, sind diverse Tees noch nicht eingetroffen. Einerseits weil wie bereits beschrieben dieses Jahr aufgrund des Klimas alle Tees später gepflückt werden, andererseits weil You Fenghua immer noch unterwegs ist und Fu Miaorong mit Läden und Kindern allein ist und nicht alles auf’s Mal machen kann!

Zwei Meng Ding Gan Lu im trockenen BlattZwei Meng Ding Gan Lu aufgegossen im GlasGu Zhu Zi Sun im Glas

Gu Zhu Zi Sun aufgegossen im GlaskrüegliAm nächsten Tag, dem 17. April, habe ich ausgeschlafen und den Morgen gemütlich im Hotel verbracht. Am Nachmittag bin ich wieder zum Fulite-Teemarkt gefahren; mittlerweile war ein Paketchen mit Mustern aus Suzhou eingetroffen, nämlich Gu Zhu Zi Sun und An Ji Bai Pian. Leider waren Kai Hua Long Ding und Bai Cha Long Jing nicht dabei, die seien immer noch nicht in Suzhou angekommen. Gu Zhu Zi Sun wie gehabt sehr schön, ganz leicht und doch intensiv. Ein sehr weicher, samtiger Grüntee, der sich leider nicht so gut verkauft; niemand kennt ihn heutzutage. Dabei sei der Teegarten von Lu Yu gegründet worden, der im 8. Jahrhundert das Älteste heute noch erhaltene Werk über Tee schrieb. (Allerdings war damals die Teeverarbeitung noch anders, der heutige Gu Zhu Zi Sun ist also ein anderer als damals...). An Ji Bai Pian ist dieses Jahr sehr interessant, er hat einen erstaunlichen Orchideenduft (Lan Hua Xiang) und ist etwas dichter, eventuell etwas kräftiger als letztes Jahr.

Aus Yunnan waren in den letzten Tagen viele frische rohe Pu Er aus alten Teebäumen hier angekommen, die ich natürlich auch degustieren durfte/musste. Sie sind allesamt enttäuschend, was mich einmal mehr bestätigt, wie wichtig es ist, selber vor Ort zu sein und wie viel Glück ich hatte, Liping zu treffen. Und ich freue mich schon auf die frischen Pu Er, die leider erst in einigen Monaten bei uns in der Länggasse eintreffen werden....

Zwei Muster von An Ji Bai PianZwei An Ji Bai Pian im GlasSehr schöner, aber zu süsslicher Dian Hong

Teeboote aus Stein, im Hintergrund Vitrinen mit GeschirrAm 18. April haben wir uns dann im anderen Teeladen, im Maliandao-Teemarkt getroffen, da dort viel mehr Teegeschirr zu kaufen ist. Zuerst haben wir noch einige Schwarztees und Grüntees getrunken. Einen aus wilden (also verwilderten) Teebüschen stammenden Schwarztee aus Fujian der nicht schlecht war, leider in der seit einigen Jahren üblichen allerwelts-süsslichen, leicht oxidierten Variante. Dann ein Dian Hong Jin Ya aus Yunnan, sehr sehr schön, grosse Blätter, sehr viel rote Haare. Sieht schön aus, ist aber ebenso leicht und süsslich wie der Vorherige, vor allem ohne den Yunnan-typischen kräftigen Geschmack. An Grüntees haben wir einen meines Erachtens originalen Long Jing und einen Xin Yang Mao Jian getrunken. Beide ziemlich gut, der Erste jedoch zu flach gepresst und daher nicht so vollmundig wie unsere; der Zweite wie seit Jahren zu teuer. (Weshalb wir ihn nicht mehr führen).

Dann, endlich, sind wir zum Geschirrladen gegangen. Der Besitzer ist gerade auf Einkaufsreise, seine Frau ist jedoch da. Hier gibt es Teetassen und Gaiwan vor allem aus Jingdezhen, der Porzellan-Hauptstadt Chinas. Sehr viele wunderbare Sachen, leider verstehe ich zuwenig davon...Schöne Sachen einkaufen kann ich natürlich trotzdem. Danach sind wir noch in diversen anderen Geschirrläden gewesen, um alltäglichere Geschirrsachen wie Glaskrügli, Siebe etc. anzuschauen. Sobald You Fenghua zurück ist, werden alle Sachen abgeholt, gut verpackt und in die Schweiz geschickt.

Zu kaufende Gaiwan und Cups aufgereihtGestelle im Jingdezhen-GeschirrladenNatürlich wird zum Geschirr-Einkaufen auch Tee getrunken

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