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Reisebericht: Beijing 12.-13. Mai 2018

Samstag, 12. Mai 2018 // Am späteren Abend zuvor war ich in Beijing Xi, am Westbahnhof von Beijing, angekommen. Die Reise von Changsha bis hierher machte ich im Hochgeschwindigkeitszug, wie gehabt mit gut 300 Stundenkilometern. Noch während der Zugfahrt erhielt ich eine SMS-Nachricht von China Mobile, das mein Handy abgestellt worden sei (also meine chinesische Simcard), ich müsse laut den Bestimmungen über reale Namen mit meinem Pass erscheinen, das ist ja auch bei uns üblich, Anti-Terror und Sicherheitswahn. Nun gut, einen Laden von China Mobile zu finden ist nun wirklich kein Problem. Beim kleinen im Quartier wurde ich zum grossen in der Einkaufsstrasse Wangfujing verwiesen, worauf ich per Taxi dorthin fuhr. Das Problem ist nun folgendes: da ich meine Simcard damals in Yunnan gekauft hatte, müsse ich nun in Yunnan meinen Pass vorweisen. Hier in Beijing ginge das nicht, die Firma China Mobile sei nach Provinzen getrennt, Föderalismus pur! Auch nachdem ich lang und breit erklärte, dass ich jetzt nicht wegen dieses Problems extra nach Yunnan fahren wolle und fragte, ob sie wenigstens die Simcard für drei weitere Tage aktivieren könnten, erhielt ich nur ein es geht nicht. Natürlich gibt es dann nach langem hin und her doch noch eine Lösung, über den Kanal von China Mobile auf Wechat könne man dies Online erledigen. Natürlich haben sie in diesem (riesigen) China-Mobile-Laden KEIN wifi, damit ich das gleich erledigen könnte, und ohne Simcard kein Mobiles Netz. Später habe ich dann das versucht, aber natürlich kann das System den Pass nicht lesen, es geht nur die chinesische ID, das Shenfenzheng. You Feng Hua in seinem Teeladen in MaliandaoEigentlich wieder eine sehr typische chinesische Erfahrung, nun ein Vormittag ergebnislos verplempert. Das Simcard-Problem werde ich nächstes Jahr lösen müssen.
Zurück zum Wesentlichen: eigentlich wollte ich ja in Beijing meine alten Teeladen-Freunde besuchen. Erst kurz vor ein Uhr mittags bin ich im Teeladen im Teemarkt von Maliandao angekommen. You Fenghua war gerade nicht da, er war in einem anderen Teeladen im Teemarkt bei einem Freund aus Anhui, um dessen Qimen zu probieren. Er hat dann Essen bestellt und wir haben am Teetisch gegessen, mit Pu-Er-Papier als Unterlage. Danach haben wir uns ans Teetrinken und Reden gemach. Wir haben über die Weisstee-Problematik gesprochen – zu hohe Preise in Fuding, Produktionen anderswo – und haben dazu Yue Guang Bai aus Yunnan und Shou Mei aus Fuding getrunken, beide bereits einige Jahre alt. Wir haben auch über die Muster der Zhu Ye Qing gesprochen, die You Fenghua mir nach Suzhou geschickt hatte und den frischen Yi Xing Hong Cha probiert. Die beiden Tees überzeugen mich Jahr für Jahr weniger, die Zhu Ye Qing sind deutlich zu heiss getrocknet, der Yi Xing Hong Cha deutlich zuwenig oxidiert.
Abends haben wir seine Frau Fu Miaorong, die tagsüber im Teeladen in Fulite arbeitete, mit ihrem kleinen Sohn getroffen und sind zusammen Essen gegangen.

isten mit verschiedenen Qualitäten von Weissen TeesYue Guang Bai, Weisstee aus YunnanDer frische Yi Xing Hong Cha

Sonntag, 13. Mai 2018 // Den Morgen habe ich vorallem mit Büroarbeiten im Hotel verbracht, zum Mittagessen bin ich dann erneut im Teeladen in Maliandao gewesen. Nach dem Essen haben wir wieder einige Runden Tee getrunken. You Fenghua hat gerade frisch aus der Frühlingsernte Tie Guan Yin und Zhang Ping Shui Xian erhalten, beide gut, aber nicht so toll wie unsere; vom Zhangping Shuixian war auch ein holzkohlegerösteter dabei, auch nicht schlecht. Tie Guan Yin Holzkohle hat er noch von 2008, den haben wir natürlich auch degustiert. Aus seiner eigenen Einkaufsreise in Yunnan sind bereits seine frischen Pu Er Sheng Cha eingetroffen, davon haben wir den Pasha probiert. Pasha ist ein noch nicht so bekanntes Gebiet nördlich vom Nannuoshan.
Am Nachmittag haben wir unseren mittlerweile obligaten Rundgang durch einige Geschirrläden hier im Teemarkt Maliandao gemacht, immer zu denjenigen, die man kennt oder die man über einen Freund kennt, was für uns den Vorteil hat, dass wir Geschirr über You Fenghua und Fu Miaorong kaufen können.
Fu Miaorong und You Fenghua stammen beide aus Fu’an in der Provinz Fujian, wo früher Grüntee, Jasmingrüntee und mittlerweile Tanyang-Schwarzee hergestellt werden. You Fenghua arbeitete in der dortigen Teefabrik und ging jeweils nach Beijing, um mit Mustern zum Verkosten per Fahrrad alle Teeläden abzuklappern. Sie beide lernten sich in der Teefabrik in Fu’an kennen und zogen nach Beijing, wo sie einen eigenen Teeladen eröffneten, den sie allerdings nach einem halben Jahr schon wieder schlossen, um 1999 im Teemarkt Fulite im Norden der Stadt den Laden zu eröffnen, der auch heute noch besteht. Über die Jahre sind zwei weitere Teeläden dazugekommen, 2009 in Heilongguan, wo die Schwester von You Fenghua die Stellung hält sowie 2010 im grössten Teemarkt in Beijing, in Maliandao. Nach und nach haben sie das Sortiment ausgeweitet, You Feng Hua ist jeden Frühling zum Tee Einkaufen in Chinas Teeregionen unterwegs, ebenso zur Herbsternte. Im Jahr 2005 war ich zum ersten Mal in ihrem Teeladen in Fulite und bin seither Jahr für Jahr wieder zu Besuch gekommen und es hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. In den Anfängen unseres Direkteinkaufs in China haben sich You Fenghua und Fu Miaorong, als wertvolle Kontakte erwiesen, da sie entweder selber oder über Kontakte in den Teemärkten fast jeden Tee bekommen konnten, in für uns damals ungeahnte Qualitäten und Geschmacksnuancen. Mit der Zeit, mit dem wachsenden Fachwissen sowie der Degustationsfähigkeit, mit dem immer engeren Netzt an Bekannt- und Freundschaften, Kontakten zu TeebäuerInnen und TeeproduzentInnen haben wir immer weniger Tee über sie beide gekauft bzw. bin ich auch gegenüber ihren Qualitäten kritischer geworden. Dieses Jahr wird wohl das erste sein, wo Länggass-Tee überhaupt keinen Tee hier kauft. Abends bin ich dann von You Fenghua zum Westbahnhof Beijing Xi gefahren worden, von wo ich per Nachtzug nach Shenzhen abgefahren bin. Mittlerweile fahren nämlich auch Triebwagen-Nachtzüge über das Hochgeschwindigkeitsnetz – ich hoffe, dieser Service wird noch ausgebaut.

Zerbrochenes Geschirr im Eingang des GeschirrladensGeschirrladen mit Teegeschirr aus JingdezhenGeschirrladen mit Teeschirr aus Dehua

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