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Reisebericht: Zhangping 28.-30. April 2018

Teegärten in Yongfu mit wilden Rosen und UnkrautSamstag, 28. April 2018 // Erst am Morgen des Vortages hatte ich Zugtickets für die Weiterreise organisieren können, weil nicht klar war, wie lange wir noch in Chaozhou bleiben würden. Ohne chinesische ID (Shenfenzheng) kann ich keine Zugtickets Online bzw. per App kaufen – ich kann Sie soviel ich weiss reservieren und muss sie dann am Bahnhof abholen inkl. Schlange stehen – zum Glück existiert die Möglichkeit noch, in der Stadt Zugtickets zu kaufen, sei es über offizielle Bahnschalter oder Reisebüros. An diesem Tag würde ich die kurze Reise nach Zhangping machen, am 01. Mai dann die längere Zugfahrt zurück nach Shanghai. Nach einem mit Blogschreiben und Aufräumen verbrachten Morgen und einem einfachen Mittagessen habe ich mich von Liping, Sanmao und Xiuru bis auf Weiteres verabschiedet und mich per Taxi auf den Weg zum Hochgeschwindigkeits-Bahnhof gemacht, von dort knapp zwei Stunden Zug bis Longyan, dann durch die Stadt zum Busbahnhof und noch eine Stunde mit dem Bus bis Zhangping. Die Fahrt im vollgestopften Stadtbus (auf einer noch vollgestopfteren Strasse, der Bahnhof inkl. Vorplatz und Zufahrten ist im Umbau) dauerte länger, und am Busbahnhof hiess es, nach Zhangping gäbe es für heute keine Tickets mehr. ich war ganz baff, das hatte ich noch nie erlebt. Noch immer, und wirklich IMMER, war es total unproblematisch, in China ein Busticket von A nach B zu erhalten und innerhalb kurzer Zeit Abzufahren; schon eine halbe Stunde wäre eine lange Wartezeit gewesen. Was nun? Wie in China üblich (manche Dinge ändern sich nie) wuselte vor dem Busbahnhof eine ganze Menge an Leuten umher, die mich weiss ich wohin bringen wollen würden. Zhangping, kein Problem – ausser dass ich es nicht gut auszusprechen weiss und es schlussendlich aufschreiben musste. Aber natürlich teuer, auch wenn ich denn Anfangs-(Ausländer-)Preis noch auf die Hälfte herunterhandelte, was laut meinen Bekannten in Zhangping nur wenig zu teuer war bzw. angesichts der Feierabendstunde sogar gerechtfertigt war. So weit so gut, Gepäck einladen, los geht’s. Aber leider habe ich wohl den langsamsten und einzigen korrekt autofahrenden Chinesen erwischt. Mit 40 auf der Strasse, mit 80 auf der Autobahn – alle anderen Autos waren gefühlt doppelt so schnell. Jedesmal, wenn ich ihn bat, doch schneller zu fahren, wies er mich auf die Geschwindigkeitsvorschriften hin und dass er von automatischen Kameras geblitzt würde und in der Folge gebüsst; dies scheint aber alle anderen AutofahrerInnen nicht zu kümmern. Zur Abendessenszeit bin ich dann schlussendlich beim Laden von Ye Shenglu angekommen.

Blick über den Teegarten, unten der HühnerstallZum Teil ausgetrocknete Gräser zwischen den TeereihenBlick von unten

Teepflückerinnen in YongfuSonntag, 29. April 2018 // Für diesen Vormittag hatte Ye Shenglu den Besuch einer Teefabrik samt Teegärten organisiert, die er selber auch noch nicht gesehen hatte, da er seinen Tee bisher ausschliesslich in Nanyang kauft, einer Dorfgemeinde nördlich der Stadt Zhangping. Aber man kennt sich natürlich unter TeehändlerInnen und TeeproduzentInnen. Nach einer Fahrt in südlicher Richtung, durch hügeliges, fast bergiges Gebiet auf einer in den letzten Jahren neu gemachten Strasse (vorher sei sie schwierig zu befahren gewesen), sind wir in der Teefabrik nahe der Stadtgemeinde Yongfu eingetroffen. Hier war ich positiv überrascht: eine anscheinend ziemlich neue, mittelgrosse Teebabrik, sehr sauber, aber nicht übertrieben. Und dann erst der Teeanbau: genügend Platz für die Teebüsche, zwischen den Teebuschreihen oft eine Reihe einer Sorte wilder Rosen, viele kleinere Gewächse, Unkraut, Farne und zum Teil wegen der Dürre ausgetrockneten Gräser. Mittendrin ein grosser Hühnerstall und sehr viele frei herumlaufende Hühner, auf einem Hügel etwas weiter Gänse, unschwer an ihrem Geschrei zu erkennen. Später habe ich dann erfahren, dass seit 2014 hier Tee verarbeitet wird und also mit dem Anbau vielleicht 3, 4 Jahre zuvor begonnen wurde.
Ye Shenglu kennt den für den Teeanbau Verantwortliche, der anscheinend hier auch der Chef ist; von ihm sind wir empfangen worden und dann auch zum Mittagessen in der Firmenkantine eingeladen worden, wo wir zusammen mit den TeeverarbeiterInnen gegessen haben. Vor dem Essen haben wir die TeeverarbeiterInnen beim Degustieren ihrer dieser Tage produzierten Tees begleiten dürfen und die laufende Verarbeitung anschauen. Laufend wurden von den Pflückerinnen, die wir im Feld gesehen hatten, frische Blätter gebracht. Nach einem kurzen Welken werden die Blätter auf einer Bastmatte von Hand ein erstes Mal geschüttelt, weiter dann einmal in der Bambus-Bast-Drehtrommel und ein weiteres Mal von Hand: Nach einer Oxidation im kühlen, klimatisierten Raum würden die Blätter dann in der Drehtrommel befeuert, in der Rollmaschine gerollt und nach dem Formen zu kleinen Cakes im Ofen getrocknet.
Das erste Schütteln der gewelkten BlätterNach dem Essen haben wir dann zu zweit im Degustationszimmer zwei Tees verglichen, plus der Teeanbauer als Mittrinker, der von sich selber sagt, er könne nicht Tee degustieren, aber Tee anbauen. Und er trinke Tee. Später sind dann noch die TeevrarbeiterInnen hinzugekommen und wir haben alle zusammen die dieses Jahr bisher sechs produzierten Tees zu vergleichen. Am 21.04. haben sie dieses Jahr angefangen zu Produzieren, vergleichsweise früh. Der frischeste Tee war vom Vortag, an einem Tag wurde nicht gepflückt, da es regnete. Es war ein interessanter Austausch, gut und praktisch direkt und ohne ÜbersetzerIn, auch hatte ich zu beindrucken vermögen...Wir hatten eindeutig die beiden Überzeugendsten Tees herausgesucht, auch über den Schlechtesten waren wir uns einig. Von allen haben wir uns Muster mitgeben lassen.
Auch der Schwarztee, den wir am Vorabend im Teeladen getrunken hatten, stammt übrigens von hier – allerdings nicht aus der hier üblichen Varietät Shui Xian, sondern aus über 22 verschiedenen Varietäten von meist Oolong-Teepflanzen aus einem Varietäten-Schaugarten. Der Aufwand und die Kleinstmenge, sie sortenrein zu pflücken, lohne sich nicht. Nach der Rückfahrt haben wir noch einen ersten Vergleich zwischen Zhang Ping Shui Xian aus Nanyang und Zhang Ping Shui Xian aus Yongfu gemacht und uns dann bis zum Abendessen verabschiedet. Später haben wir im Laden noch weiter Tee getrunken und verglichen, begleitet wie auch an den Abenden vorher und nachher von Freunden,
Bekannten und Verwandten von Ye Shenglu.

Gepflückt werden erstes und zweites Blatt mit der ausgewachsenen, ganz kleinen KnospeTeebuschreihe mit zwei PflückerInnenGut zu erkennen auch die Wasserleitungen und wohl eine Wassersprühvorrichtung

Auslegen zum WelkenDiskussionen unter FachleutenGerade fertig gewordener Tee

Degustieren der verarbeiteten TeesDie Runde der TeeverarbeiterInnenDie sechs Tees im Degustationszimmer

Nahaufnahme der aufgegossenen Blätter von Zhang Ping Shui XianMontag, 30. April 2018 // Natürlich sind die Tees zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fertig und vor allem noch nicht verpackt; der Gang zur Post würde mir also dieses Mal erspart bleiben, Ye Shenglu würde die Tees später losschicken. Aber aussuchen, rechnen, überlegen, das war geplant für heute. Viele Fragen sind mir nach den Degustationen und Vergleichen im Kopf geblieben. Die neu, überlegt angelegten Teegärten in Yongfu geben logischerweise qualitativ bessere Teeblätter als die grösseren, älteren Teegärten in Nanyang, die mir immer noch recht gut gefallen. Auch dort ist die Biodiversität gut, kommt aber nicht an die neueren in Yongfu heran. Dafür kennen die TeeproduzentInnen in Nanyang ihren Tee. Tee TeeverarbeiterInnen in Yongfu müssen sich an diesen ihren Tee erst noch gewöhnen. Auch wenn es gute, gelernte TeeverarbeiterInnen sind, braucht es Erfahrung, über eine bestimmte Zeit mit dem gleichen Rohmaterial zu arbeiten. Tees aus ganz neuen Teegärten sind selten Top. Die Quintessenz davon: das Rohmaterial der Tees aus Yongfu ist besser, die Tees aus Nanyang sind besser verarbeitet. Bisher hatten wir immer Nanyang, weiterfahren wäre einfach...aber das Potential der Tees aus Yongfu!
Mehr oder weniger den ganzen Tag, unterbrochen von Mittagessen, Abendessen und einer Pause am Nachmittag, da Ye Shenglu noch etwas erledigen musste, haben wir den ganzen Tag im Laden gesessen und Tee getrunken und degustiert. Zum ersten Mal hier war ich 2011 oder 12, auf der Suche nach Zhang Ping Shui Xian, den ich vorher jeweils über Freunde in Beijing gekauft hatte. Eher zufällig bin ich bei Ye Shenglu gelandet: ich war bei einem nach Teeladen aussehendem Laden vor verschlossener Tür gestanden und dann von einem unbekannten Motorradfahrer angesprochen und zum Laden von Ye Shenglu gefahren worden. Oder vielleicht sollte ich eher sagen, der Laden von seiner Frau Huang, denn sie verkauft hier seit Januar 2008 Zigaretten, Getränke, Schnaps, Teesamen-öl, getrocknet Pilze und Tee. Ein Tabak-Alkohol-Tee-Laden, wie es sie in China zu Millionen gibt. Ye Shenglu war Lehrer in Nanyang und hat seine Freizeit im Laden verbracht, wie das so üblich ist in China, was bei uns das Wohnzimmer, ist in China der eigene Laden. In Nanyang hat er den Tee kennen und schätzen gelernt, schon seit 1998 lehrt er bei einem Teemeister, der in 4. Generation (von Meister zu Schüler, nicht von Vater zu Sohn) holzkohlegerösteten Zhang Ping Shui Xian produziert. Darüber ist er dann zum Teehändler geworden, der in seiner Freizeit im Laden mit seiner Frau Huang Tee verkauft beziehungsweise am Teetisch sitzt, Tee zubereitet und selbstverständlich auch mal eine Packung oder Stange Zigaretten über den Tresen gibt. Über Zhang Ping Shui Xian hat er sogar ein Lehrbuch geschrieben. Mittlerweile ist er nicht mehr als Lehrer tätig, sondern ist Vorsitzender der Zhangpinger Tee-Vereinigung, die unter anderem die Teewettbewerbe organisiert und die Tees auswählt für die Gongzhu- und Wangzi- Verpackungen. Gongzhu, Prinzessin, eher leichter Tee, Orchideenduft. Nanzu, Prinz, eher kräftiger Tee, Osmanthusduft. Zu Tee-Erntezeiten sitzen die MitarbeiterInnen natürlich nicht im Büro und jetzt, um den Feiertag 1. Mai herum, hat Ye Shenglu frei, also sitzt er im Laden.

Ye Shenglu und seine Frau Huang im LadenZwei verschiedene Schwarze Tees aus YongfuZhang Ping Shui Xian aus Yongfu und Nanyang

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Grüntee Sets aus Japan und China

Anfang 2021 haben wir angefangen, von ausgesuchten ProduzentInnen Sets mit verscheidenen Tees anzubeiten: aus Japan die Sencha Varietäten aus Shizuoka und Iruma mit je fünf Sencha aus unterschiedlichen Teepflanzensorten, aus China die Grüntee Varianten Xinchang mit verschieden verarbeiteten Grüntees in den Formen Longjing, Maofeng und Zhucha.
Zwei Sets mit Sencha Varietäten 2022
Grüntee Varianten Xinchang 2022

Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee

Die Teereisen 2024 nahc Ostchina und Südchina finden statt. Es sind noch Plätze frei - wir freuen uns auf weitere Anmeldungen. Mehr Infos siehe unter:

Teereisen
Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee 2024

Frische Pu Er Sheng Cha 2023

Auch im Jahr 2023 haben wir im Frühling wieder rohe Pu Er Cakes aus alten Teebäumen produzieren lassen - Pu Er Sheng Bing Gu Shu Cha. Wir konnten wieder nicht vor Ort sein, durch unsere langjährigen Kontakte zu ProduzentInnen und HändlerInnen ist die Produktion hochwertiger Pu Er aus alten Teebäumen fast schon Routine geworden:

Rohe Pu Er Cakes 2023 aus alten Teebäumen

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Gong Fu Cha. Tee als Handwerkskunst und das bewusste Geniessen: Das erste Teebuch, geschöpft aus dem Fachwissen von Länggass-Tee.

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