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Reisebericht: Tanyang / Fu‘an, 18. - 19. April 2014

Nach einer zweistündigen Busfahrt auf der neuen Autobahn, durch Tunnel um Tunnel, bin ich am 18. April nachmittags in Fu’an angekommen. Etwas später ist auch mein Bruder Lukas Lange eingetroffen, per Zug von Shanghai, wo er seine Reisegruppe verabschiedet hat. Ein Mitarbeiter der Teefabrik in Zhenghe hatte mir einen Kontakt in Tanyang vermittelt, der anscheinend traditionelle Tan Yang Gong Fu verarbeitet, original im Dorf Tanyang, wo dieser Schwarztee Tee ursprünglich herkommt; mittlerweile wird nämlich Tan Yang Gong Fu erstens in der ganzen Region produziert, zweitens häufig in der Verarbeitung von Jinjunmei nach dem Vorbild aus Tongmuguan bei Wuyishan. Telefonisch habe ich mit diesem Kontakt abgemacht, dass er uns morgens um halb 9 Uhr beim Hotel abholt.

Ein Holzofen in der kleinen Teefabrik in Tanyang, dieser erzeugt die Wärme zum Welken, ein anderer dient zum TrocknenNach einem Nudelfrühstück sind wir dann auch tatsächlich von unserem Kontakt samt Tochter abgeholt worden, die gerade ihr Studium abgeschlossen hat. Er hat uns ins Dorf Tanyang gefahren, wo er aufgewachsen ist und sein Bruder mit seinem Vater in sechster (bzw. fünfter) Generation Tan Yang Gong Fu produziert. Ob der Vorfahre sogar der Erfinder dieses Schwarztees war, ist uns nicht ganz klar geworden (Lost in Translation...)

Wir sind als erstes in die kleine Teefabrik geführt worden, wo Tan Yang Gong Fu in recht klassischer Art verarbeitet wird. Die zum Welken ausgelegten Blätter werden mit aus einem Holzofen stammenden Heissluft belüftet, der Trocknungsofen wird ebenfalls mit Holz geheizt. Natürlich wird maschinell, nicht von Hand (bzw. Fuss) gerollt, das macht soviel ich weiss fast niemand mehr. Fertig gewelkte Blätter wurden gerade in die Rollmaschinen gefüllt, neue frische Blätter sofort zum Welken ausgelegt. Später haben wir dann auch noch die zum Oxidieren aufgeschichteten und mit einem feuchten Tuch bedeckten Blätter sehen können, ebenso das Trocknen. Also insgesamt (fast) den ganzen Prozess. Später wird der Tee noch ein zweites Mal getrocknet.

Verarbeitung von Tan Yang Gong Fu (Schwarztee) in der kleinen Teefabrik in Tanyang:

Frisch gepflückte Blätter der lokalen Teepflanzensorte Tan Yang Cai ChaUnter die zu welkenden Blätter wird die Wärme vom Holzofen geleitetDas gewelkte Blatt

Die gewelkten Blätter werden in die Rollmaschine gefülltDas Rollen dauert ca. eineinhalb Stunden. Die Zellstrukturen werden gebrochen, die Oxidation startetDas fertig gerollte Blatt

Während mehr als vier Stunden werden die gerollten Blätter mit einem feuchten Tuch bedeckt oxidiertDas fertig oxidierte BlattDas oxidierte Blatt wird zum Trocknen ausgelegt. Nach einigen Minuten wird es im holzbefeuerten Ofen ein Stock nach unten gelassen, neue oxidierte Blätter folgen oben

Nach dem ersten Fabrikbesuch sind wir zum Ladenlokal an der Strasse gegangen, wo wir einige Runden Tee degustiert haben. Wie so oft war es sehr lehrreich. Die klassische Verarbeitung unter Verwendung von verschiedenen Teepflanzensorten: die alte lokale Tan Yang Cai Cha, die schon ältere Kreuzung Fu Yun Nr. 6 (Aus Fu’an Dabai und Yunnan Dayezhong gekreuzt), dazu einige Oolong-Teepflanzen. Diese Mode, alle möglichen Schwarztees aus Oolong-Teepflanzen herzustellen, ist also auch hier angelangt. Doch diese Tees sind nicht so interessant. Wenigstens hat er hier keine Jinjunmei-Verarbeitung....Die klassischen Tan Yang Gong Fu werden aufgeteilt in die Maocha (unfertigen Tees) der beiden älteren Teepflanzen; der Maocha wird dann verfeinert, chinesisch Jingzhi, ähnlich dem uns in Europa bekannten Qimen (Keemun). Der Blätter des Maocha werden gebrochen und nach Graden sortiert, Super Grade, Special Grade, Grade 1 und evtl. noch günstigere. Die drei Grade sind alle ziemlich gut, ausgewogen, aber eben nicht aus ganzen Blättern. Der sogenannt unfertige Tee, also der nicht verfeinerte Maocha mit seinen grossen ganzen Blättern, interessiert mich mehr.

Nach dem Mittagessen und einem erneuten Besuch der Teefabrik zum den Fortgang der Verarbeitung zu sehen, sind wir zwecks Qualitätsvergleich noch zu andere Produzenten im Dorf gegangen und haben einige Tees probiert; keiner kam an die von unserem Kontakt heran. Laut seiner Informationen wurden die anderen Produzenten von seinem Vater geschult, aber letzterer macht immer noch die besten Tees.

Teedegustationen im Laden der Teefabrik in Tanyang:

Viele degustierte Tees...Gleicher Tee, zwei Teepflanzenvarietäten: Links Tan Yang Cai Cha, rechts Fu Yun Nr. 6Vergleich vom fertig gerollten und vom fertig oxidierten Blatt

Danach wollte ich unbedingt ihre Teegärten sehen. Er habe einige verschiedene Gärten, einer davon direkt hinter der Teebabrik. Dieser Teegarten ist fast schon ein Musterbeispiel: Am Hang Locker gepflanzte Teebüsche, viel Platz, sehr viele hohe Bäume zum Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung, sehr hohe Biodiversität, Moos, Spinnen, Farne und vieles mehr. Wirklich ein sehr schöner Teegarten, hoffentlich sehen die anderen ebenso aus! An Teepflanzensorten sind hier vor allem die alte lokale Tan Yang Cai Cha sowie Fu Yun Nr. 6 und Nr. 7.

Sehr schöner Teegarten mit hoher Biodiversität in Tanyang:


Teepflanzenvarietät Tan Yang Cai ChaTeepflanzenvarietät Fu Yun Nr. 6Frische und alte Blätter, jeweils links Tan Yang Cai Cha, jeweils rechts Fu Yun Nr. 6

Teegarten in Tanyang 1Teegarten in Tanyang 2Teegarten in Tanyang 3

Recht alter Teebusch der Varietät Tan Yang Cai Cha in TanyangAus der Teefabrik haben wir noch zwei Muster geholt: den eben erst gerollten Tee sowie den fertig oxidierten Tees. Diese beiden haben wir noch aufgegossen, um die werdenden Geschmäcker zu beobachten, sehr spannend. Schon der eben erst gerollte Tee, der schon begonnen hat zu oxidieren, hat deutliche Schwarzteearomen, allerdings eher in Richtung First Flush Darjeeling. Dem fertig Oxidierten fehlt nur noch das Trocknen, so ist er allerdings noch sehr unausgewogen, harsch, aber doch nicht muffig. Zum Schluss haben wir die bisher ausgewählten Tees verglichen, zum entscheiden, welchen wir kaufen wollen. Alle drei Maocha aus Tan Yang Cai Cha, also klassische Tanyang Gongfu ohne Verfeinerung. Einer nach Qingming verarbeiteter, einer vor Qingming, der dritte ebenfalls vor Qingming, aber aus einer anderen Variante des lokalen Cai Cha. Qingming ist das Fest des Lichts am 4./5. April, wo die Ahnen geehrt werden. Die vorher bzw. nachher geernteten Tees werden nach Teepflanzensorte getrennt zusammengemischt, um grosse Mengen zu erhalten. Für die Zukunft wäre es interessant, die Tees auch nach Datum getrennt zu Lagern, mal sehen. Wir haben uns dann für den ersten Tee vor Qingming entschieden und davon eingekauft. Mittlerweile war es schon spät geworden, wir sind dann zurück in die Stadt Fu’an gefahren worden, natürlich mit einem Abendessen unterwegs, im selben Lokal wie mittags.

Am 19. April haben wir gemütlich ausgeschlafen und sind dann mit den beiden Tee-Paketen zur Post. Die erste ist eine nur Express-Post, das ist zu teuer. Bei der Zweiten haben wir dann erfolgreich die Tees abschicken können (nachdem wir sie in posteigene Schachteln umgepackt haben). Danach sind wir zum hiesigen Teemarkt gefahren, um uns umzuschauen. Hier fast alles Jinjunmei-Verarbeitung, sehr schön anzusehen, sehr viele rötliche Blattbehaarung, oft nur aus Knospen hergestellte Tees, aber eher langweilig im Geschmack. Auch nach Insistieren, wir wollen klassische Tan Yang Gong Fu aus Cai Cha hergestellt, haben wir keinen einzigen Tee gefunden, der so gut wäre wie der von uns gekaufte. War aber trotzdem interessant und lehrreich, auch bestätigend: so einfach ist es wirklich nicht gute und echte und etc. Tees zu finden. Nun warten wir auf den Bus nach Fuding, und eben ist die SMS-Nachricht eingetroffen, dass die Tees aus Zhenghe nun unterwegs sind, ich habe auch alle Paketnummern zum Nachverfolgen erhalten; da bin ich beruhigt.

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