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Reisebericht: Wuyishan 31.03.- 02.04.2013

Der Nachtzug aus Zhangping ist am Morgen des 30. März kurz nach 8 Uhr in Wuyishan angekommen. Zuerst wollte ich ein Zugticket für die Weiterfahrt in drei Tagen kaufen, danach ein (nicht überteuertes) Taxi finden. Die erste Überraschung: Das Taxameter wurde gebraucht! Der Preis ist zwar so teuer wie in Beijing, was nicht verwundert, Wuyishan ist unter chinesischen Touristen sehr beliebt. Aber wenigstens muss man nicht mehr unrealistische Preise akzeptieren. Die zweite Überraschung: Die Tür der Jugendherberge, wo ich schon letztes Jahr residiert hatte, war mit Vorhängeschloss zugesperrt, sonst sah allerdings alles normal aus. Nun, so habe ich mich vom Taxifahrer zu einem anderen Hotel bringen lassen. Es stellte sich heraus, dass er die Familie der uns beliefernden hiesigen Teefabrik kennt bzw. sogar mit ihr verwandt ist. Die Welt ist klein. Natürlich hat er mich auch da hingefahren, ich musste darauf bestehen, ihm den Fahrpreis zu bezahlen.

Wie letztes Jahr wurde ich hier sehr gut empfangen, allerdings ist jetzt viel weniger los, damals war ich im Mai in voller Ernte- und Verarbeitungszeit hier. Als erstes haben wir alle von mir letztes Jahr vorbestellten Tees durchprobiert. Sie wurden im Mai 2012 geerntet und verarbeitet, danach bis zum Oktober in mehreren Durchgängen auf Holzkohle geröstet. Dies ist eine langwierige und Können erfordernde Angelegenheit, zwischen den einzelnen Röstungen muss der Tee ruhen. Die Tees sind alle gut bis sehr gut, dem Preis entsprechend. Der Feuergeschmack vom Rösten ist noch stark vorhanden, noch nicht ganz im Tee eingebunden. Das wird noch mindestens ein halbes Jahr dauern, diese Tees werden auch in Bern noch eine Zeit lang gelagert.

Bilder: Degustation von Tie Luo Han, Rou Gui, Da Hong Pao und Ye Sheng Da Hong Pao:

Degustationjeweils ein Blattaufgegossenes Blatt

Bilder: Degustation von Shui Xian, Shui Jin Gui und Bai Ji Guan:

frisch gesprossene Blätter der Varietät Shui Xiantrockenes Blattaufgegossenes Blatt

Unterdessen ist es Zeit zum Mittagessen geworden. Für die Teefamilie und alle Mitarbeiter wird aufgetischt, wie letztes Jahr durfte ich auch dieses Jahr an dieser Tafel dabeisitzen, das ist doch mal was anderes als immer ins Restaurant eingeladen zu werden (obwohl letzteres natürlich auch nicht zu verübeln ist). "Local experience", wie ein mir von einer früheren Reise bekannter Tscheche sagen würde. Nach dem Essen - an diesem Tag hat es mal ausnahmsweise nicht geregnet - sind wir aufgebrochen, um ins Hinterland zu einem buddhistischen Tempel zu fahren. Die dahin führende Strasse ist gleichsam die Grenze zwischen links echtem Rock Tea und rechts halbem Rock Tea. Rechterhand ist dann auch alles als schöne Teegärten angelegt, die Teebüsche werden offensichtlich (halb-)maschinell geerntet. Linkerhand sieht man von der Strasse aus keinen Tee, der ist versteckter, wilder, zwischen Bäumen und anderem Gewächs.

Der Weg zum TempelVom Parkplatz aus sieht man keinen Tempel weit und breit. Doch da, hoch oben am bzw. im Felsen sieht man etwas rotes, das sich bei genauerem hinschauen als Tempel erweist. Wir haben uns auf den Weg gemacht, am Wegrand haben wir denn auch hier Teebüsche gesehen, eher alt und recht verwildert, viel natürlicher als die eben auf der rechten Seite der Strasse gesehenen. Nach einer Dreiviertelstunde Fussmarsch auf Steintreppen sind wir oben angekommen, wo der Tempel am Fels und in Felshöhlen gebaut ist. Zuerst haben wir die verschiedenenen Grotten besucht und Räucherstäbchen geweiht. Danach hat uns eine Nonne, offenbar eine Bekannte von meinem Kontakt, Tee aufgegossen. Wir haben einige Zeit Tee getrunken und geplaudert, dann sind wir wieder hinunter gegangen. Nach der Rückfahrt haben wir noch einige Tees degustiert, nach dem Nachtessen bin ich dann ins Hotel zurückgefahren worden.


Bilder: Besuch eines Tempels in Wuyishan:

Hoch oben am Berg im Fels sieht man rot den TempelTempel im FelsenBuddhastatuen in einer Grotte

Am Morgen des 1. April bin ich schon um 7.30 Uhr abgeholt worden. Am Tag zuvor war in Tongmuguan Tee gepflückt worden, die Knospe für Jin Jun Mei und von denselben Pflanzen 2-3 Blätter für Zheng Shan Xiao Zhong. Über Nacht hat das Blattgut gewelkt. Durch den Tag hindurch sollte ich also die Schwarzteeverarbeitung sehen. Zuerst wurde das Blattgut für Jin Jun Mei gerollt (40-60 Minuten), aufgelockert und danach zum Oxidieren in einen mit einem nassen Tuch zugedeckten Korb geschichtet, der Korb für ca. 6 Stunden in einen geschlossenen, holzkohleglutgewärmten Raum gestellt. Nach dem Rollen des Jin Jun Mei wurde mit dem Blattgut des Zheng Shan Xiao Zhong dasselbe gemacht, allerdings in zwei Portionen. Schon beim Rollen hat sich das Blattgut gelblich verfärbt, nach dem Oxidieren war es rostrot. (Nach einigen Stunden wurde das Blattgut nochmal aufgelockert und danach zum Weiteroxidieren wieder wie vorher hingestellt; wir haben auch den Tee in diesem Zustand getrunken.) In der Zwischenzeit haben wir weitere Tees probiert, meine vorbestellten Tees verpackt und auf die Post gebracht (wieder ohne Probleme) und mittaggegessen. Am Nachmitag bin ich noch zu einem anderen Teehändler gefahren, den mir ein Teekunde beim Teeprofessor in Chaozhou empfohlen hatte. Die Tees waren nicht übermässig gut, das Haus war sehr schön gebaut, alles sehr viel Fassade - aber mit wenig Inhalt. Die Preise natürlich total überrissen, jedenfalls waren die Tees weniger gut als teuer. Ich habe dann einige Müsterchen mitgenommen, zum Vergleichen. Nach dem Nachtessen haben wir nochmal den gerade heissluftgetrockneten Jin Jun Mei degustiert, nicht schlecht. Er wird dann nochmal heissluftgetrocknet, um noch mehr Geschmack zu erhalten und um noch mehr Feuchtigkeit zu verlieren. Danach sollte er noch eine Woche ruhen.

Kaspar Lange beim Begutachten von alten Shuixian-Teebäumen in Wuyishan, BishiyanDen Morgen des 2. April verbrachte ich im Hotel, um diverse Sachen zu erledigen, ich wurde kurz nach elf Uhr abgeholt. Da das Wetter schön war, wollten wir einige der Teegärten meines Kontaktes anschauen gehen. Unterwegs haben wir natürlich noch mittaggegessen. Nach einer kurzen Fahrt Richtung Hinterland liessen wir den Wagen stehen und sind zu Fuss weitergegangen, zuerst an einigen im Flachen angelegten Teegärten, dann auf einem kleinen Weg durch Wald, Gestrüpp und Felsen, angelegt vor rund 200 Jahren. Hier und da öffneten sich mit Tee bepflanzte Flächen, alles sehr schön und natürlich. Nach einem recht steilen Anstieg haben wir einen am Hang angelegten Teegarten der Teefabrik meines Kontakts erreicht, ausschliesslich Teepflanzen der Varietät Huang Guan Yin. Der Ort hier heisst nach dem nächstelegenen Felsen Bishiyan. Nach ausgiebigem Begutachten der Teepflanzen sind wir denselben Weg wieder zurückgegangen, wirklich sehr schön. Mit dem Auto sind wir dann nach Yuhuayan gefahren. (ebenfalls nach einem Felsen benannt). Dort sind recht grosse Flächen mit verschiedenen Teefplanzen angelegt, einige natürlicher, wilder (eher an Hängen), andere eher kultivierter, schön geschnitten (diese werden maschinell geerntet). Diese Felder sind in unsichtbare Parzellen und Parzellchen zerlegt, mein Kontakt führt mich hierhin und dorthin, diese zwei Reihen gehören seiner Familie, dieser Hang da, diese paar Büsche etc. Alles ist kleinräumig zerlegt, es ist also nicht eine grossangelegte Flächenplantage, wie es auf den ersten Blick auszusehen schein. Für mich interessant zu sehen ist, dass diejenigen Teegärtchen, die zur Fabrik meines Kontakts gehören, immer die schöneren, natürlicheren, eher an Hängen gelegenen sind und viele ältere Teebüsche darinstehen. Wir waren inzwischen ziemlich lange herumgewandert, die Sonne wärmte und uns war doch heiss geworden (dem Auto allerdings noch mehr). In der Autosauna sind wir zurück in die (kühle) Teefabrik gefahren und haben noch einige weitere Tees degustiert und einige Dinge besprochen. Zum Schluss wurde ich zum Bahnhof gebracht, wo um 17.58 der Nachtzug nach Suzhou abgefahren ist.

Bilder: Teegärten in Bishiyan und Yuhuayan in Wuyishan:

Zwei verschiedene Teepflanzenvarietäten: links Huang Guan Yin, rechts Rou Gui in Wuyishan, BishiyanTeegarten mit Huangguanyin-Teepflanzen in Wuyishan, BishiyanKultivierte Teegärten mit verschiedenen Teepflanzen in Wuyishan, YuhuayanNahaufnahme von frischen Blättern der Varietät Bei Dou für Da Hong Pao in Wuyishan, YuhuayanTeepflanzen der Varietät Bei Dou für Da Hong Pao in Wuyishan, YuhuayanEher wildere Teegärten mit Bäumen in Wuyishan, Yuhuayan

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