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Reisebericht: Wengjiashan und Longjing 08.-10. April 2019

Lu Qiangfu aus dem Dorf Longjing formt und trocknet seinen Long Jing Shi FengIn den Hügeln um die Stadt Hangzhou wird der wohl berühmteste Tee überhaupt hergestellt: Long Jing Cha, übersetzt Drachenbrunnentee. Die Hügel beim Westlake (Xihu) gelten als Originalgebiet, als ursprünglicher Herkunftsort des flachgepressten Grüntees – deshalb auch Xihu Longjing. Laut Legende schätzte schon der sogenannte „Teekaiser“ Qianlong (1711-1799) den Tee aus dieser Gegend. Kaiserlich bedeutet prestigeträchtig, wertvoll, hochgeschätzt. Heute wird der Tee zu horrenden Preisen gehandelt und ist damit wiederum der chinesischen Elite vorbehalten. Die Liebhaberinnen und Liebhaber des hoch geschätzten Tees werden jedoch nicht mehr per Sänfte durch die Gärten getragen, sondern fahren mit grossen Autos direkt vor die Teegärten und Produktionsstätten. Für uns ist Tee ein Naturprodukt. Wir gehen davon aus, dass wertvolle Tees – hier nicht im Sinne von teuer sondern von schöner Qualität – nur dann entstehen können, wenn wir zur Natur Sorge tragen, wenn wir die Gärten achtsam begehen, die Wälder schützen und den Boden mit Respekt bewirtschaften. Diese Haltung teilt hier scheinbar kaum jemand. Die Gärten werden staatlich geschützt, damit die Bäume und Wälder erhalten bleiben. Ohne staatliches Eingreifen würden vermutlich alle Bäume abgeholzt, um noch mehr Teepflanzen anzubauen und damit noch mehr Profit zu erwirtschaften. Dies hätte zur Folge, dass der Tee für einige Jahre weiterhin von guter Qualität sein würde, das ganze Terroir jedoch durch Monokultur und Übernutzung ausgelaugt würde und die Qualität sänke. Das Terroir aufzuforsten und wiederzubeleben würde anschliessend vermutlich Jahrzehnte dauern. Diesen Verlauf kennen wir aus anderen Regionen, hier ist es zum Glück noch nicht soweit.

Aus diesen Pflanzen entsteht unser Wengjiashan Long JingIntensiver Blütenduft begleitet uns durch die TeegärtenPflückerinnen am steilen Hang, gegen Abend werden die letzten Blätter gepflückt

Der Tee wird zwischen zwei Autos an der viel befahrenen Strasse ausgelegt. Wer möchte den schon trinken?

Das Terroir ist wunderschön: hügelig, umgeben von Wäldern, gespickt mit Bäumen, viele kleine Senken, Nebel, Wechsel zwischen Sonneneinstrahlung und Schatten, Wind, der durch die Hügel zieht. Durch die hügelige Struktur entsteht eine bewegte Landschaft und viele unterschiedliche Mikroklimata. Da die einzelnen Parzellen klein sind, könnten in sorgfältiger Herstellung vielfältige Charaktereigenschaften herausgearbeitet werden. Wir besuchen die Teegärten im Park hinter dem Dorf Long Jing. Dort stehen (so wird behauptet) die 18 originalen, vom Kaiser Qianlong gepflanzten Büsche, der Drachenbrunnen und weitere Sehenswürdigkeiten, weshalb ein kleiner Eintrittspreis bezahlt werden muss. Die Wege sind sorgfältig gepflegt, die Umgebung ist lebendig und voller Kraft. Die Gärten haben den Zauber, hier fühlen wir uns wohl und geniessen den Ursprung unserer schönen Tees. Es ist leicht, zwischen den Teepflanzen zu vergessen, was sich unten in den Dörfern abspielt. Kaum verlassen wir den Park, trifft es mich wie ein Schlag – die Autos reihen sich eins ans andere, es riecht nach Abgas, der Weg ist versperrt, wildes Gehupe und Lärm.



Teegarten unseres Produzenten für Long Jing Shi FengMoosbewachsener, felsiger Boden prägt den Charakter der Tees um das Dorf Long JingDie schönsten Parzellen sind jene, wo die Teepflanzen kaum zu finden sind

Dieser Platz scheint praktisch, der Tee wird jedoch kaum gut schmeckenDie Gegend ist eine Tourismusattraktion. Während Qingming, dem chinesischen Totenfest, ist in den Dörfern Hochsaison. Die Strassen sind dann voller Menschen und Autos. Die Feriengäste geniessen die schönen Ortschaften im angenehmen Klima und kaufen Tee ein. Vor jedem Haus steht ein Wok, drinnen rotieren die Maschinen, es duftet nach frisch erhitztem und leicht geröstetem Tee. Ein einladendes Bild, das jedoch genauer betrachtet ein unangenehmes Gefühl hinterlässt. Die Teeblätter werden auf den Nasen der Autos, auf Parkplätzen, am Strassenrand verarbeitet. Wer möchte diesen Tee schon kaufen? Wieder stelle ich mir vor, dass es auf diese Frage nur eine Antwort geben kann: niemand! Doch leider sieht die Realität anders aus: eingekauft wird ungesehen alles und dies zu jedem Preis. Uns, die wir Qualität suchen, Sauberkeit und Sorgfalt in der Herstellung, stellt dies vor grosse Herausforderungen - gleichzeitig sind wir darauf angewiesen, dass die Preise nicht unbegrenzt in die Höhe schiessen. Wie beim Pu Er, wie auch beim Bi Luo Chun ist der finanzielle Anreiz für die Produzenten so hoch und der Ansprung an echte Qualität so gering, dass viele sich dafür entscheiden, einfach alles zu verkaufen, ohne Stolz für ihr eigenes Produkt, ohne eigene Qualitätsansprüche. Die Gleichgültigkeit der Kundschaft gegenüber Terroir und Herstellung gekoppelt mit dem Wunsch, einen Tee zu einem möglichst hohen Preis einzukaufen ergibt eine verwirrende Situation. Der Tee wird zum leeren Konsumgut, wo wir seine Schönheit suchen.

Der Weg zum Teegarten unseres Lao Cong Long Jing führt durch das Dorf YangmeilingWeiter führt den Weg durch den Wald, auf einer weiten Lichtung befinden sich TeegärtenAlte lokale Varietäten lassen purpurne Blätter spriessen. Wunderschöner, lebendiger Boden nährt die TeepflanzenDie schon gefplückten Blätter werden für die Verarbeitung abgeholtDie alten Teepflanzen für Lao Cong Long Jing haben viel Platz für sich, daraus entstehen in diesem Terroir sehr wertvolle Blätter

Weng Liwen aus dem Dorf Wengjiashan am WokDie Originaldörfer sind schön gebaut und sauber herausgeputzt. Die Häuser sind solider und ästhetischer als die Neubeuten in den Pu’er-Bergen. Der Wohlstand hat hier schon länger Einzug gehalten und ist langsamer angewachsen. Die Entwicklung der einst abgelegenen Dörfer hat durchaus positive Auswirkungen, den Teefamilien geht es gut. Grundsätzlich soll ein sorgfältig hergestellter Tee aus einem schönen Teegarten seinen Preis haben. Es steckt viel Arbeit, Erfahrung und auch Wetterglück dahinter. Die hohen Preise rühren jedoch meist nicht daher, sondern sind von Marktinteressen gelenkt. Weil der Teeverkauf in den Originaldörfern wie von selbst läuft, werden neben den tatsächlich originalen Tees viele Fälschungen gekauft. Die Anzahl Teegärten ist begrenzt und somit auch die Menge an Tee, welche hergestellt werden kann – verkauft wird ein Vielfaches. Der heutige Wohlstand konnte unmöglich nur aus dem Verkauf der echten Tees finanziert werden. Dazu kommt, dass grosse Teehandelsfirmen originale Tees im grossen Stil einkaufen, zusammenmischen und unter ihrem Label verkaufen. Dies treibt einerseits die Preise in die Höhe und minimiert gleichzeitig die originale Teemenge im Dorf.
Wie bisher in allen Teeregionen gilt es auch hier, die richtigen Personen zu treffen, den Tee ausgiebig zu degustieren und im Gespräch die richtigen Schlüsse zu ziehen. Longjing-Tees werden Jahr für Jahr teurer, die ganzen Dörfer ziehen mit. Den chinesischen Kundinnen und Kunden ist dies oftmals gar noch recht, denn je teurer der Tee, desto höher das Prestige seines Besitzers, seiner Besitzerin.
In Europa sieht die Marktlage anders aus. Chinesische Tees sind weniger gesucht und die Qualität der aussergewöhnlichen Tees aus den Originalgebieten noch weitgehend unbekannt. Trotz all der verrückten Geschichten aus der Teewelt möchten wir dies ändern. Denn ganz ehrlich, sobald wir in den Teegärten stehen, den Produzenten, die Produzentin bei der Arbeit beobachten und dann später in aller Ruhe die ausgewählten Tees trinken, wissen wir weshalb sich die Suche lohnt. Long Jing ist ein altehrwürdiger Tee – wir schätzen und lieben seine Klarheit, der Zauber ist noch da.

Tina Wagner Lange, Hangzhou und Fu'an 10.-11. April 2019

Long Jing wird in der Maschine erhitzt, der Prozess wird von einer Person jedoch ständig begleitet und kontrolliertFür einen wertvollen Tee müssen alle Parameter bedacht werden: wie ist der Zustand der Maschine, neu alt,  ist es der erste Durchgang oder der fünfte, wie ist der Zustand des Blattgutes usw.Tee in der Maschine, NahansichtIm Wok wird der Tee von Hand geformt und getrocknetGleichzeitig wird im Wohnhaus der Familie Tee degustiert und ausgewähltDie aufgegossenen Blätter werden genau begutachtet, sie sagen einiges über Pflückung, Aussortierung und Teepflanzenverietät aus

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Grüntee Sets aus Japan und China

Anfang 2021 haben wir angefangen, von ausgesuchten ProduzentInnen Sets mit verscheidenen Tees anzubeiten: aus Japan die Sencha Varietäten aus Shizuoka und Iruma mit je fünf Sencha aus unterschiedlichen Teepflanzensorten, aus China die Grüntee Varianten Xinchang mit verschieden verarbeiteten Grüntees in den Formen Longjing, Maofeng und Zhucha.
Zwei Sets mit Sencha Varietäten 2022
Grüntee Varianten Xinchang 2022

Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee

Die Teereisen 2024 nahc Ostchina und Südchina finden statt. Es sind noch Plätze frei - wir freuen uns auf weitere Anmeldungen. Mehr Infos siehe unter:

Teereisen
Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee 2024

Frische Pu Er Sheng Cha 2023

Auch im Jahr 2023 haben wir im Frühling wieder rohe Pu Er Cakes aus alten Teebäumen produzieren lassen - Pu Er Sheng Bing Gu Shu Cha. Wir konnten wieder nicht vor Ort sein, durch unsere langjährigen Kontakte zu ProduzentInnen und HändlerInnen ist die Produktion hochwertiger Pu Er aus alten Teebäumen fast schon Routine geworden:

Rohe Pu Er Cakes 2023 aus alten Teebäumen

Das Buch über Tee

Gong Fu Cha. Tee als Handwerkskunst und das bewusste Geniessen: Das erste Teebuch, geschöpft aus dem Fachwissen von Länggass-Tee.

Einblick in das Buch (pdf)
Unser Tee Buch bestellen im Onlineshop
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