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Reisebericht: Hadong 28.-29. April 2017

Cho Yun Seok in seinem Laden beim TeezubereitenFreitag und Samstag, 28.-29. April
Am Vorabend waren wir relativ spät im Hotel in Hwagae bei Hadong angekommen. Am Eingang eines Seitentals des Seomjingang-Flusstals, von Hwagae bis zum Nationalpark am Jirisan-Berg wird Tee angebaut; unsere koreanischen Tees stammen alle von hier. Das Hotel war reichlich merkwürdig: ein vor zwei-drei Jahren gebauter hässlicher Klotz, weithin sichtbar in der Landschaft. Protzige Lobby, grosse, aber fast leere Zimmer, sehr karg, auch die Flure, wo die Stimmen widerhallten und der Wind heulte (manchmal auch in den Zimmern). Kein Nachttischchen, kein Lichtschalter am Bett, nicht praktisch angelegte Steckdosen, Handtücher im Kleinformat. Und das alles zu einem nicht billigen Preis!
Um 11 Uhr haben wir uns mit Cho Yun Seok verabredet. Er bzw. seine Firma Jukro Tea produziert traditionelle koreanische Tees, das meiste in Handarbeit. Neben Grüntee in verschiedenen Qualitäten macht er auch Balhyocha, koreanische Gelbe und Schwarze Tees. Obwohl Tee in Korea schon lange bekannt war und seit dem 9. Jahrhundert angebaut wurde, als chinesische Teesamen nach Korea kamen, ist die Teeproduktion im 20. Jahrhundert fast verschwunden, bis dann in den 60er und 80er Jahren wieder damit begonnen wurde. Dennoch ist koreanischer Tee in der Teewelt nicht so bekannt.
Cho Yun Seok hat uns in seinem Laden empfangen und uns frischen Grüntee zubereitet. Auch hier ist die Teeernte eher spät, wir sind gerade zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt gekommen: die Ernte der besten Tees, Wujeon, ist bereits vorbei; die Ernte des Sejak hat noch nicht begonnen. Doch auf unseren Wunsch, bei der Teeproduktion dabei zu sein, hat Cho Yun Seok wenige Kilogramm frisches Pflückgut organisiert, welches wir am Abend gemeinsam verarbeiten würden. Nach dem gemeinsamen Mittagessen hat sich Cho Yun Seok bis zum Abend entschuldigt, da er noch viel Administratives zu erledigen hatte. Zurück im Hotel haben wir festgestellt, dass auch der Service nicht existiert: die Betten wurden nicht gemacht, die Abfallkübel nicht geleert, frische Tücher und eine Tüte mit Klopapier und Shampoo lagen auf dem Tisch…
Aufgegossene Blätter von frischem WujeonAbends um 11 Uhr sind wir wieder bei Cho Yun Seok eingetroffen und zur Teefabrik oberhalb des Ladens geführt worden, wo die frischen Blätter schon bereit lagen. Die koreanischen Grüntees werden heisser, aber kürzer befeuert als die chinesischen. Cho Yun Seok hat den gasbeheizten Wok auf 300°C erhitzt, dann die frischen Teeblätter hineingeworfen. Zuerst mit beiden Händen (mit drei übereinander angezogenen Baumwollhandschuhen) dann mit einer Hand und einer Holzkelle, zu Schluss mit Kelle und einer Metallschale hat er die Blätter immer schneller gerührt und schlussendlich in einen Korb geschaufelt.
Die Blätter dürfen nicht anbrennen, die Blattenzyme müssen jedoch deaktiviert werden, damit keine Oxidation beginnt. Zusätzlich muss genug Feuchtigkeit aus dem Blatt entweichen, nach einer Weile bemerkt man entweichenden Wasserdampf. Mit dem Dampf entweiche laut Cho Yun Seok auch ein grosser Teil der Tannine (also der herb-bittere Stoffe), was erklären würde, weshalb schlecht befeuerte Tees austrocknend, herb schmecken.
Nach einem kurzen Auskühlen per Ventilator haben Cho Yun Seok und eine angestellte Teemeisterin (sie hatte Tee studiert, drei Jahre in Korea und ein Jahr in China) die Blätter von Hand gerollt und danach aufgelockert auf Siebe gestreut, wo sie bis morgen trocknen sollten.

Frische Blätter im heissen Wok (300°C)Die Blätter müssen schnell bewegt werden, um nicht anzubrennenKurz vor dem Hinausschaufeln in den KorbDie befeuerten Blätter werden aufgelockert und per Ventilator gekühltDas Blattgut wird von Hand gerolltDie zum Luftrocknen ausgelegten BlätterNach einer Nacht LuftrocknenIm kleinen Wok wird das Blattgut getrocknetZum Schluss werden die Krümel ausgeschüttelt

Cho Yun Seok und Kaspar Lange im TeegartenDie zweite Ladung frische Blätter sollten wir drei Langes selber verarbeiten. Die immer wiederkehrende Erkenntnis: Tee verarbeiten ist sehr anstrengend und erfordert viel Fachwissen und Erfahrung, ein von einem Laien produzierter Tee ist bei weitem nicht so gut wie derjenige eines Teemeisters. Aber interessant und lehrreich ist es trotzdem…
Am nächsten Morgen sind wir mit Cho Yun Seok koreanisch Frühstücken gegangen (das Hotelfrühstück tags zuvor eher jenseits...), dann war es Zeit, den Tee zu trocknen. In einem kleineren Wok haben wir den Tee bei 110°C unter regelmässigem Bewegen getrocknet und dabei die zu grossen, nicht gerollten sowie die Stengel aussortiert. Bei der Produktion in grösseren Mengen wird dieser Schritt nicht ausgelassen, aber etwas früher durchgeführt; das Blattgut wird zum endtrocknen noch in 50°C heisse Öfen geschoben. Die günstigeren Qualitäten, Joong Jak und Dae Jak, werden übrigens maschinell gerollt, ansonsten ist die Verarbeitung gleich und also immer noch sehr arbeitsintensiv.

Später sind wir natürlich noch einen der Teegärten von Cho Yun Seok anschauen gegangen. Die Teebüsche sind fast nicht zu sehen, sie sind sehr klein und von Gras und Unkraut umgeben. Der Garten liegt am Hang und ist von schattenspendenden Bäumen umgeben. Ein sehr schönes Beispiel eines natürlichen Teegartens mit sehr hoher Biodiversität. Die Teepflanzen sind übrigens alle aus Samen gezogen und etwa 20 Jahre alt, aber zurückgeschnitten. Solche Samentees bestehen nicht aus einer homogenen Varietät. Eventuell sind sogar einige assamica-Sorten aus Indien dabei…
Am frühen Nachmittag haben wir uns verabschiedet und uns auf den langen Weg nach Seoul gemacht, wo wir den letzten Tag unserer Einkaufsreise verbringen würden.

Die kleinen Teebüsche sind fast nicht zu sehen vor lauter BiodiversitätKleine, zurückgeschnittene 20jährige aus Teesamen gezogene BüscheGrössere Büsche im Schatten mit grossen Blättern, evtl. mit assamica-Vorfahren?

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