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Reisebericht: Shizuoka 17.-19. April 2017

Teedegustation bei HamasaenMontag, 17. April 2017
Am Morgen wurden wir von Wada Toshie und Hiroyiki Unno abgeholt. Ihre Firma Hamasaen produziert und vertreibt alle Varianten von japanischen Grüntees, existiert seit 130 Jahren und ist unter anderem auf den Export spezialisiert. Hamasaen ist langjähriger Lieferant der Casa del Tè in Ascona, welche seit Januar 2017 von Katrin und Gerhard Lange geführt wird; daher der Kontakt. Des Weiteren kommen regelmässig Leute von Hamasaen und anderen Firmen zur manuellen Teeverarbeitung der kleinen Ernte auf dem Monte Verità.
Sie haben sich den ganzen Tag für uns Zeit genommen und ein ambitioniertes Programm aufgestellt. Kurz vor den beiden ist Hitomi Leiser-Nakamura eingetroffen. Sie lebt in Bern und hat schon öfters Gerhard Lange während seinen Japanaufenthalten als Übersetzerin begleitet; für Länggass-Tee hält sie den Kontakt mit den japanischen Lieferanten aufrecht und führt als Urasenke-Schülerin auch japanische Teezeremonien im Chashitsu in der Länggasse durch.
Zuerst haben wir kurz einen der örtlichen Teemärkte besucht. Dies ist nicht wie in China ein Ort der tausend Teeläden, sondern eher eine Art Tee-Börse. Die Teebauern können ihren Tee über die im ganzen Land präsente JA (Japan Agricultural Association) vertreiben lassen, wenn sie nicht direkt verkaufen wollen oder können. Diese Tees landen dann auf solchen Märkten, wobei sehr viel Tee aus ganz Japan für den Inlandmarkt über Shizuoka gehandelt wird.
Mit diesem Gebläse wird das gedämpfte Blattgut für Tencha dreistufig hochgewirbelt und somit aufgelockert und vorgetrocknetSpäter sind wir in die Hügel hinter Shizuoka hinaufgefahren, um die Teegärten von Saito-san zu besichtigen, eines Teebauern, der Hamasaen beliefert. Das Bild gleicht demjenigen in Iruma und anderswo in Japan, also viele geschnittene Büsche, die maschinell gepflückt werden sowie einige wilder wachsende Handpflückfelder. Jedoch liegen die Teegärten in Shizuoka meist in Hanglage, gegenüber den Teefeldern im flachen Gelände anderswo. So ist einerseits der Sonneneinstrahlwinkel besser, andererseits fliesst das Wasser besser ab. Um die Teegärten sind Elektrozäune gespannt als Abwehr gegen Wildschweine, die offenbar gern im Tee herumtollen. Damit die Tees hier gut wachsen, verwendet der Teebauer Koji-Ferment und heisses Wasser. Die Koji-Pilze sind nicht nur gut zum Sojasauce fermentieren, sondern beleben auch den Boden, damit die Pflanzen mehr Nährstoffe aufnehmen können! Unweit davon sind wir danach eine Fabrik zur Produktion von Tencha anschauen gegangen. Tencha ist der Basistee für Maccha, der wie Gyokuro angebaut wird, die Verarbeitung ist jedoch in einem Schritt anders: der Tee wird nicht gerollt, er wäre sonst viel zu stark, zu intensiv. Stattdessen wird der Tee mit Luft aufgewirbelt und dadurch aufgelockert und danach aufwendig getrocknet. Zusätzlich müssen vor dem Mahlen die Blattrippen entfernt werden. Wie in Japan üblich, läuft auch diese Verarbeitung vollmaschinell.

Gerhard, Hitomi und Mark auf dem Pickup in Richtung TeegärtenSaito-san vor seinem Teegarten für günstigen GyokuroUnkraut zwischen den TeebüschenLandschaft mit Tee und Haus in ShizuokaGarten für besseren Gyokuro, hier wird von Hand gepflückt werden. Später werden die Büsche mit den schwarzen Planen bedeckt.Frische Knospen und Blätter der Varietät Yabukita, wird hier für Gyokuro verwendet

Schaugarten mit verschiedenen Varietäten neben dem Teehaus in ShizuokaNach einem einfachen Mittagessen und einem Tee in einem sehr schönen Teehaus sind wir noch eine Teebeutelfabrik anschauen gegangen. Hier kamen zu der automatischen Technik noch völlig unsinnige Hygienevorschriften inklusive Mundschutz, Kittel, Haarbedeckung und Luftschleuse – für ein Produkt, das vollautomatisch, ohne Kontakt zu Lebewesen, in Beutel verpackt wird und bei Gebrauch mit kochendem Wasser übergossen wird. Tee, ein Naturprodukt? Leider kann Tee noch nicht im Labor hergestellt werden...
Zum Schluss sind wir noch in den Geschäftsräumen von Hamasaen zu Besuch gewesen und konnten diverse Tees degustieren. Nachher wurden wir natürlich noch zum Essen ausgeführt. Da wir am Vortag kein öffentliches Bad gefunden hatten, haben wir Toshie nach einem gefragt; netterweise wurden Mark und ich dann zu einem Onsen (Bad mit warmen Quellen) gefahren, das leider etwas zu weit weg von unserem Hotel liegt – zurück sind wir dann per Vorortszug.

Dienstag und Mittwoch, 18.-19. April
Für diese Tage hatten wir uns Besuche bei drei Teebauern in der Präfektur Shizuoka vorgenommen, die uns von Hiruma-san empfohlen wurden. Wir haben ein Auto gemietet und sind kurz vor Mittag bei Tsuchiya Yuko und ihrem Mann Kazuaki angekommen. Sie stellt in dritter Generation Tee her. Ihre Teegärten liegen in den Hügeln auf circa 600m.ü.M. Wir wurden herzlich empfangen und bekamen sofort ihren Wettbewerbs-Sencha zu trinken, handgepflückt und maschinell verarbeitet. Ein wirklich guter Tee, aus der Varietät Yabukita. Neben dieser und anderen, neueren Varietäten sind hier noch einige Reihen mit den alten lokalen Teebüschen Zairai übrig, etwa 100 Jahre alt! Auch daraus wird hier Sencha produziert, dieser Tee ist ebenfalls sehr schön, doch deutlich anders als bekannte Sencha. Grundsätzlich sind die Tees hier nicht so extrem auf Umami getrimmt wie andere japanische Grüntees und behalten den bitteren Ursprung, hinzu kommt ein mineralischer Charakter. Das Teebauern-Ehepaar hat sich dann zum Essen zurückgezogen und wir haben unsere mitgebrachten Bento verspiesen. (Bento sind japanische Essboxen mit Reis und vielen vielen Häppchen.) Später sind wir natürlich noch durch die Teegärten gegangen. Hier sind nicht nur Wildschweine ein Problem, sondern auch Teeblätter fressende Rehe...Zwischen den Teepflanzen liegt getrocknetes Gras und Schilf, der Boden bleibt so feuchter und lebendiger, zudem wächst kein Unkraut.

Trockenes Blatt des Wettbewerbs Sencha von TsuchiyaDas aufgegossene Blatt des handgepflückten Sencha für den WettbewerbGerhard und Hitomi beim Teedegustieren bei TsuchiyaGetrocknetes Gras und Schilf zwischen den Teebusch-ReihenEtwa 100jährige Büsche der alten lokalen, nicht einheitlichen Varietäten, genannt ZairaiKurzgeschnittene Büsche bei Tsuchiya in den Hängen von Shizuoka

Nach einer längeren Fahrt sind wir schliesslich am späten Nachmittag beim zweiten Teebauern Ota Masataka angekommen, und auch dieser Besuch hat sich gelohnt. Die Tees hier sind eher nach dem japanischen Mainstream produziert, also süss und umami. Sehr schöne Tees aus diversen Teepflanzenvarietäten und gut gepflegte Teegärten in Hanglage. Auch hier haben die Tees eine bemerkenswerte mineralische Note. Um die Teebüsche für die Handpflückung vor Wind zu schützen, hat er jeweils unten am Hang blaue Netze gespannt. Dadurch sollen die Blätter weniger verletzt werden.

Teebauer Ota-San bei seinen Yabukita-Büschen für handgepflückten SenchaAuch die Teebüsche für guten Sencha werden oft teilweise und kurze Zeit bedecktDie blauen Planen schützen vor Wind die frischen Blätter sollten nicht aneinander Reiben

Am nächsten Morgen sind wir zur dritten Teebauernfamilie Moriuchi gefahren, diese hat ihre Teegärten näher bei der Stadt Shizuoka auf ca. 300m.ü.M. Moriuchi Masumi hat uns zu ihren Teegärten gefahren, wo wir weitere neue Varietäten gesehen haben. Ihr Mann Moriuchi Yoshio und zwölf ältere Frauen haben ein Feld mit reifen Teeblättern der Varietät Marishi geerntet, einer früh wachsenden Sorte. Weiter unten sind die Teebüsche der Varietät Sofu auch bald pflückbereit. Moriuchi Yoshio hat uns erklärt, dass er diese beiden neuen Varietäten hier angepflanzt hat, weil er sie zu diesem Terroir passend erachtet – nach den ersten paar Jahren Produktion findet er sein Gefühl bestätigt. Auch hier wachsen die Tees in Hanglage, es liegen viele Steine im Gelände, was immer ein gutes Zeichen ist; das Wasser läuft auf natürliche Weise langsamer ab und Erosion wird verhindert. Die Tees hier waren jedoch eher enttäuschend, vor allem die herbe Note, die langanhaltende adstringierende Wirkung hat uns etwas enttäuscht. Definitiv werden wir dies jedoch erst später entscheiden. Von allen drei Teebauernfamilien haben wir Tees gekauft und Muster mitgenommen, die wir dann in Ruhe in der Länggasse durchdegustieren werden.
Am Nachmittag sind wir mit dem Superexpress-Shinkansen nach Kyoto gefahren, wo wir als Erstes unseren Lieferanten für Utensilien für die japanische Teezeremonie besucht haben. Abends sind wir mit dem Vorortszug nach Uji gefahren, wo wir die nächsten Tage sein werden. Tees aus der Gegend um Uji gehören zu den berühmtesten in Japan.

Teegärten in Hanglage der Familie MoriuchiFrisch gepflückte Blätter der frühwachsenden Varietät MarishiTeepflückerinnen bei der ArbeitKaspar beim TeebegutachtenFrische Knospe mit Blättern der Varietät YabukitaTsuchiya Yuko in ihren Teegärten, Yabukita-Varietät für handgepflückten Sencha

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Grüntee Sets aus Japan und China

Anfang 2021 haben wir angefangen, von ausgesuchten ProduzentInnen Sets mit verscheidenen Tees anzubeiten: aus Japan die Sencha Varietäten aus Shizuoka und Iruma mit je fünf Sencha aus unterschiedlichen Teepflanzensorten, aus China die Grüntee Varianten Xinchang mit verschieden verarbeiteten Grüntees in den Formen Longjing, Maofeng und Zhucha.
Zwei Sets mit Sencha Varietäten 2022
Grüntee Varianten Xinchang 2022

Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee

Die Teereisen 2024 nahc Ostchina und Südchina finden statt. Es sind noch Plätze frei - wir freuen uns auf weitere Anmeldungen. Mehr Infos siehe unter:

Teereisen
Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee 2024

Frische Pu Er Sheng Cha 2023

Auch im Jahr 2023 haben wir im Frühling wieder rohe Pu Er Cakes aus alten Teebäumen produzieren lassen - Pu Er Sheng Bing Gu Shu Cha. Wir konnten wieder nicht vor Ort sein, durch unsere langjährigen Kontakte zu ProduzentInnen und HändlerInnen ist die Produktion hochwertiger Pu Er aus alten Teebäumen fast schon Routine geworden:

Rohe Pu Er Cakes 2023 aus alten Teebäumen

Das Buch über Tee

Gong Fu Cha. Tee als Handwerkskunst und das bewusste Geniessen: Das erste Teebuch, geschöpft aus dem Fachwissen von Länggass-Tee.

Einblick in das Buch (pdf)
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