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Reisebericht 2014 von Jürg Meier, Präsident des Teeclub Schweiz

Die Freude am Teetrinken erleben

 

Einer chinesischen Arbeitskollegin erzählte ich, wir wären kürzlich auf Teereise in China gewesen.

„Dann wart Ihr sicher in Hangzhou!" , reagierte sie spontan.

 

Hangzhou. Die ehemalige Kaiserstadt war während der südlichen Song-Dynastie im 11./12 Jh. grösste

Stadt der Welt, und ist heute so dynamisch wie viele andere Orte in China, einem riesigen Land im

Aufbruch.

 

Sie ist aber auch ein magischer Ort für Teeliebhaber. Zuerst kommt einemder Long Jing

(Drachenbrunnentee)in den Sinn, dem wohl berühmtesten Grüntee der Welt, der dort seine Heimat

hat. Das wichtigste Tea Research Institute des Landes sowie das National Tea Museum befinden sich

ebenfalls hier.

 

Auf der anderen Seite des West Lakes, an dem die Stadt liegt, erheben sich die sanften Hügel mit

den Teegärten. Klar galt unser erster Ausflug dem Dorf Long Jing und dem Lion Peek, dem

berühmtesten dieser Hügel. Zunächst ein paar Schlücke aus dem – nun eben – Drachenbrunnen, mit

dessen Wasser der Long Jing am besten schmecken soll. Dann ging es hoch, bis auf 800 m ü/M,

entlang beinahe endloser Teegärten, in denen die vielen Pflückerinnen als bunte Punkte erschienen.

Trotz schwieriger Kommunikation waren sie immer zu einem Spässchen aufgelegt, und wir konnten

ihre Handfertigkeit beim Pflücken von „one Bud und two Leaves" nur bewundern. Ihre wertvolle

Fracht brachten sie dann am frühen Nachmittag zu Tale, wir folgten ihnen und konnten die weitere

Verarbeitung hautnah bei einem Teebauern verfolgen. Gezeigt wurden dabei sowohl die

Handverarbeitung im Wok als auch die maschinelle Verarbeitung der einfachen Sorten.

 

Besonders eindrücklich war auch der Besuch eines Biogartens, der durch das Tea Research Institute

unterstützt wird. Obwohl immer noch auf Stadtgebiet gelegen, glaubte man sich mitten im

Dschungel. Die üppige Vegatation dort hat System, achtet man doch auf eine grosse Artenvielfalt und

eine nachhaltige Nahrungskette, bei der sogar Hühner eine Rolle spielen. Hier konnten wir uns selbst

am Wok versuchen, und unter professionellen Anleitung unseren eigenen Tee herstellen. Er gelang

ausgezeichnet.

 

Vor allem wird in Hangzhou Tee aber auch gelebt, er ist Teil des alltäglichen Lebens. An jeder Ecke

gibt es heisses Wasser, und dass man seine eigene Teeflasche dabei hat, ist beinahe

selbstverständlich, man ist dabei in bester Gesellschaft. Teehäuser gibt es hier wie bei uns

Kaffeebars, und wir besuchten ein besonders buntes Exemplar davon.Die Teebestellung macht

manab einer grossen Karte, dann wird endlos auf- und nachgegossen, und man kann aus einem

Riesenbuffet alles nur denkbare an Fingerfood auswählen. Ein tolles Erlebnis.

 

So ist ein Besuch in Hangzhou eben nicht nur Fachkunde-Unterricht über Tee, sondern wir tauchten

ein in eine lebendige Teekultur, wo man sich – trotz sprachlicher Barrieren – schnell zuhause unter

Freunden fühlt. Oder wie der französische Teebuchautor Gilles Brochard schrieb: „On boit une tasse

de thé avec un étranger, et on gagne un ami."

 

Jürg Meier

Präsident Schweizer Teeclub

 

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